Ein kurzer Bericht über den Schulstart der 10. Klassen an der Realschule Wedemark

Am Montag zog nach langer Pause endlich wieder Leben in die seit Wochen verwaisten Räume der Realschule Wedemark ein. Aber es ist nicht wie sonst nach langen Ferien, nicht laut, nicht voll, nicht wie immer, nicht nach einer Stunde das typische Gefühl: „Hatten wir wirklich Ferien?“

An diesem Montagmorgen dürfen an der Realschule Wedemark und der Konrad Adenauer Schule nur etwa 50 Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen, ein paar Lehrerkräfte und das Schulpersonal wieder starten. Alle Klassen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, so dass heute nur die erste Gruppe im Klassenraum sitzt. Morgen gibt es dann einen Schichtwechsel und Gruppe zwei kommt zum Unterricht. Sechs Stunden stehen an, es werden in den nächsten zweieinhalb Wochen nur die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch unterrichtet.

Alle sind leiser und unsicherer als sonst, alle tragen Masken und andauernd hört man jemanden fragen: „Sind das wirklich 1,50m?“ Viele freuen sich aber auch, „andere Menschen zu sehen, Langeweile und Quarantäne zu entfliehen.“

Denn auch für die Lehrkräfte ist an diesem Tag alles anders, andere Regeln, andere Räume, andere Herausforderungen, vielleicht auch Angst vor einer Ansteckung. Eine Kollegin meint an diesem Morgen: „Ich habe einen Heidenrespekt vor diesem Tag und freue mich auch auf ein kleines Stück Normalität.“

Und endlich – nach gefühlt 100 neuen Hygieneregeln, die vor dem ersten Unterrichtsstart besprochen werden mussten, nach klar festgelegten und einzuhaltenden Wegen zum eigenen Klassenraum und mindestens 20 Sekunden Händewaschen für jeden einzelnen – sitzen alle wieder auf ihren Plätzen, weit weg vom Nachbarn. Beim Gang auf ihren Platz kommen alle an T. vorbei, sagen Hallo und kommentieren die ungewöhnliche Situation. Warum ungewöhnlich? T. war morgens der erste in der Klasse, hat sich nicht an die neuen Wege zum Klassenraum gehalten, hat sich auch nicht die Hände gewaschen. Warum muss T. das nicht? Weil er noch zuhause auf seinem Sofa sitzt! Er ist per Videokonferenz zugeschaltet, um mit den anderen gemeinsam am Unterricht teilzunehmen und sich auf die Prüfung vorzubereiten.  Für ihn wäre das Risiko in die Schule zu kommen und sich anzustecken – aufgrund einer Vorerkrankung – viel zu groß. Seine Eltern sind einfach froh, dass es eine angstfreie Lösung gibt und ihr Sohn die gleichen Chancen auf einen guten Abschluss hat wie alle anderen – und T., dass er in der großen Pause in Ruhe duschen oder frühstücken kann.

Nach einigem Ausprobieren wird klar, es funktioniert. Der Schüler meint sogar: „Eigentlich bekomme ich genauso viel mit wie sonst, vielleicht sogar ein bisschen mehr.“

Langsam wird es dann ruhig, alles Neue ist geklärt und die Lehrerin bittet die Klasse: „Schlagt bitte mal eure Bücher auf! Wer liest die erste Frage vor?“

Spätestens jetzt ist das Gefühl wieder da: Alles ist wie immer – und doch ganz anders.